Tiere und Pflanzen

Jahrzehnte habe ich damit verbracht, die heimische Tierwelt kennenzulernen und dabei auch fotographisch zu dokumentieren, so intensiv, das ich daraus einen Beruf gemacht habe. Das werde ich auch so schnell nicht lassen, denn das Entdecken oft verborgen lebender Arten ist jedesmal wieder ein tolles Erlebnis und die Vielfalt der Farben, Formen, Bewegungen und Klänge, die nicht selten extrem gut an die Landschaft angepasst sind, in der die Arten vorkommen, ist faszinierend. Viele Artenvorkommen sind seit meinen Anfangstagen in den 1980er Jahren inzwischen erloschen und zu dieser Zeit waren schon viele Arten regional verschwunden, wie ich in zahlreichen noch älteren Büchern nachlesen konnte, aber einige sind seit einigen Jahren wieder dazugekommen. Groß ist die Freude, dass es wieder Fließgewässerlibellen, Fischotter, Biber, Seeadler und Wanderfalken, Uhus und Schwarzstörche gibt, wo sie vor Jahrzehnten längst ausgestorben waren. Nicht unerwähnt bleiben darf dabei die Tatsache, dass offenbar aufgrund der Erwärmung durch den Klimawandel, derzeit eine Fülle von Insektenarten nach Niedersachsen einwandern, die vor wenigen Jahren noch als große Seltenheiten beschrieben wurden. die Blauflügelige Ödlandschrecke, die Blauflügelige Sandschrecke, die Sichelschrecken und zahlreiche Libellen und noch mehr Wildbienenarten, nur um einige Beispiele zu nennen, können auf einmal Norddeutschland besiedeln, so dass der Artenreichtum derzeit massiv steigt! Andere Arten werden allerdings aufgrund der gleichen Erwärmung eher verschwinden.
Allein bei den Heuschreckenarten ist die Artenzahl um ein gutes Drittel gestiegen (Aktuelle Rote Liste Deutschland). Aber das ist kein Wunder: die meisten Insektenarten sind eben eher wärmeliebend und gegenüber dem Nordwesten Deutschlands sind Ostdeutschland und Süddeutschland eben sehr viel artenreicher. Der Weg nach Niedersachsen ist daher nicht weit...
Aber wie verträgt sich das mit den Klagen über den Schwund der Biodiversität?

Es ist eben nicht die Artenzahl, sondern die Masse an Insekten, die als Nahrungsgrundlage für Vögel und Fledermäuse sowie auch für die notwendige Bestäubung fehlt. Es nützt dafür eben wenig, wenn eine seltene Art an einem Fundort in Deutschland neu auftaucht. Dieser Fund spielt weder als Nahrungsgrundlage noch in seiner Bestäuberleistung eine Rolle. Es stellt sich dann aber die spannende Frage, inwieweit die Roten Listen diese quantitative Krise überhaupt wiederspiegeln können. Sind sie in der heutigen Form überhaupt noch ein angemessenes Instrument? Jedenfalls kommt ihre Aktualität in keiner Weise mit dem tatsächlichen Geschehen mit (Ausnahme sind vielleicht die Vögel, die sehr professionell und sehr weitreichend fast flächendeckend beobachtet werden). Manche Rote Liste ist 10 Jahre alt und älter. Heute praktisch nur in ihrer Beschreibung der historischen Situation wertvoll. 
So ist es für z.B. Wildbienen, mangels Bearbeitern und mangels Kenntnissen weitgehend unmöglich, eine valide Rote Liste für Niedersachsen zu erstellen. Bei vielen Arten reichen die Kenntnisse dafür einfach nicht aus. Und das gilt nicht nur für artenreiche Insektengruppen.

Wir dürfen uns also von diesen Zunahmen der Artenzahlen einerseits nicht täuschen lassen. Die flächendeckende Bekämpfung der Lebewelt mit einer ungeahnten Intensität, mit Stickstoff und Giften in Industrie, Land- und leider auch Forstwirtschaft, das ungebremste Wachstum der Versiegelung der Landschaft und des Verkehrs und neuerdings die weitgehende Zurücknahme naturschutzfachlicher Standards durch Änderung vieler Gesetze im Rahmen der Energiewende und damit die rasant fortschreitende Landschaftszerstörung, auch und gerade in den verbliebenen naturnahen und extensiven "Randlagen" nagen an der biologischen Vielfalt und führen anhaltend zu einem dramatischen Verlust der Biodiversität und der Quantität der einzelnen Arten. Dabei naht das "Ende der Evolution", wie der Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht sein Buch provokant betitelt. Ein Faktum, vor dessen Auswirkungen sogar der Klimawandel zum Nebenschauplatz wird. Die Zahl echter Artenkenner schwindet zeitgleich wie die Arten selbst, so dass der Schwund der Artenvielfalt in Zukunft vielleicht niemandem mehr auffallen wird, nur eben seine Folgen... (allerdings scheinen die sozialen Netzwerke auch positiv das Interesse an Arten zu wecken, es gibt jedenfalls ein grosses Interesse an einschlägigen accounts bei Insta und Co). Andererseits zeigt die aktuelle Situation, dass die Natur reagiert und das Potential für Wiederbesiedlungen sehr groß ist und oft unterschätzt wird. Ein sehr mutmachender Aspekt.

Insgesamt wissen wir über die Zahl der heimischen Arten (im artenarmen) Deutschland recht gut Bescheid, nur selten wird neues entdeckt und dabei vor allem "kryptische" Arten wie die Nymphenfledermaus, die erst seit einigen Jahren bekannt ist und sich bis dahin unentdeckt in der Gruppe der Bartfledermäuse versteckt hatte. 
Über die regionalen Vorkommen und Bestandesgrößen der meisten Arten ist dagegen bis heute, mangels eines systematischen Erfassungsprogramms, viel zu wenig, teilweise gar nichts bekannt. So kommt es, dass wir nicht wissen, welche Wildbienen etwa auf einem beliebigen Halb-Trockenrasen in Süd-Niedersachsen vorkommen, oder welche Käferarten den Solling bevölkern, also jetzt ganz genau welche und vor allem wo. Erst recht nicht, wieviele es vor 50 Jahren waren. Das wäre aber für fast alle Fragen der notwendigen Erhaltung der Arten die wesentliche Grundlage. Wir wissen das aber nicht einmal genau für die Schutzgebiete (die eigentlich "Nutzgebiete" heißen müssten, da hier ungehemmt gedüngt, gegüllt, gefällt wird, wie das Wochenmagazin "Zeit" jüngst titelt (Ausgabe 17/2022)), da selbst für die Vorkommen und Bestandsgrößen streng geschützter Arten wie der Bechsteinfledermaus keine oder nur vereinzelt systematische Daten erhoben werden. 
Aber auch der Naturschutz selbst trägt mit seinem immer noch zu statischen Verständnis zum Artensterben bei! (s. Beitrag in der Kategorie "Lebensräume"). 
So ist verborgen geblieben, dass die Zahl der Arten in Bezug auf die Dimension des Artensterbens gar nicht aussagekräftig ist. Sie ist nur die sprichwörtliche "Spitze des Eisbergs". Erst die inzwischen berühmte Studie des entomologischen Vereins zu Krefeld machte deutlich, dass in den letzte 30 Jahren die Masse fliegender Insekten um mehr als 75 Prozent in ihren Probeflächen abgenommen hat. In Naturschutzgebieten! Vor allem die Populationsgröße vieler Arten hat sich also dramatisch verringert und damit ihre genetische Vielfalt. Wenn solche Befunde schon in Naturschutzgebieten ermittelt werden, wie muss es erst um die Arten- und Individuenvielfalt außerhalb der Schutzgebiete bestellt sein? Wir kennen die Antwort. Und dies musste erst ein privater Verein deutlich machen, nicht etwa ein offenbar dringend erforderliches, aber nicht existentes staatliches Monitoring!

Stattdessen sucht die Menschheit für enorme Summen ihr Heil in der Erforschung fremder Planeten, als wäre dort die Lösung zu finden. Eine absurde Vorstellung, wie Glaubrecht anmerkt. Dafür sind aber Milliarden vorhanden.

Grund genug, weiter zu dokumentieren, was heute noch da ist und auf die Schönheit der Natur aufmerksam zu machen. Denn was man nicht kennt, das vermisst man auch nicht und der emotionale Zugang zur Natur steht am Anfang aller Kenntnis. 

 
Aber Vorsicht, hier geht es um die Vielfalt der Arten. Rein fotographisch sind zwar auch "Schmankerl" dabei. Aber das kann auch leicht zuviel werden, ein bisschen nerdig sollte man für diese Galerien schon sein. Ich hoffe, es ist nicht eine Art "Nachlass", sondern ein Blick auf eine lebenswerte Zukunft. Nach und nach wird auch alles beschriftet...


 

 




Bechsteinfledermaus

Frauenschuh

Weiden-Sandbiene 
(Andrena vaga)

Küstenseeschwalbe

Kernbeisser

Sandhummel 
(Bombus veteranus)

Wochenstube Grosses Mausohr (Myotis myotis)

Rotkehlchen

Buntspecht, Jungvogel

Rauchschwalbe

Lummenfelsen, Helgoland

Wildkatze

Rote Röhrenspinne (Eresus niger)

Küstenseeschwalbe

Eisvogel

Bärlauchwald

Märzenbecher

Kleine Hufeisennase, Winterschlaf

Kaisermantel 
(Argynnis paphia)

Laubfrosch

Schlüsselblumen-Würfelfalter (Hamearis lucina)

Gelbe Bienenragwurz

Schwarzkehlchen

Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)

Keilfleck-Libelle 
(Anaciaeshna isosceles)

Kraniche

Streifen-Pelzbiene 
(Anthophora aestivalis)

Gelbbauchunke


Obwohl ein großer Fundus an dokumentarischen Bilder aller möglichen, auch seltenen und für einzelne Lebensräume typischen Arten vorhanden ist, eignen sich doch die allermeisten der Bilder der letzten Jahrzehnte nicht als Grundlage für eine Webseite, denn sie sind schlicht aus fotographischer Perspektive nicht gut genug, so dass das fotographische  "Oevre" doch überschaubar bleibt. Hier unten gibts dennoch noch mehr.

Created with Sketch.

Die Ansprüche der Naturfotographie sind durch die Möglichkeiten der digitalen Fotographie und durch das fotographische Können vieler begeisterter Naturfotographen in den letzten Jahren extrem gestiegen und das ist, fotographisch gesehen, ziemlich einschüchternd. Trotz dieser großen Hürden und weil das Thema der heimischen Tierwelt für mich persönlich sehr bedeutend ist, habe ich mich entschlossen, einige in den letzten Jahren entstandenen Bilder in weiteren Galerien zu zeigen. Vieles müsste allerdings fotographisch neu oder überhaupt erst bearbeitet werden, so dass mir die fotographischen Aufgaben und Ziele nicht ausgehen werden und mindestens Teile der unten gezeigten Galerien noch überarbeitet bzw. ergänzt werden. Es gibt also viel zu tun, welch ein Segen!

Bergfinken

Frühjahrsblumen

Fledermäuse

Fotofalle

Heuschrecken

Prachtlibellen

Schmetterlinge

Amphibien und Reptilien

Juister Sanderlinge